OQO Model 02 UMPC

(04.10.2007 00:00 CET)

Der Mensch wird immer mobiler, und damit wachsen auch die Anforderungen an seine Geräte. Mehr und mehr nimmt das mobile Arbeiten, die Verwendung auch unternehmenskritischer Daten unterwegs einen wichtigen Stellenwert ein, und die Hersteller richten sich mit ihren Geräten daran aus. War PDAs früher nur mobile Terminkalender, so wird heute immer mehr an Funktionalität hineingepackt. Kaum ein PDA wird noch ohne integriertes Telefon, WLAN und Bluetooth ausgeliefert, selbst GPS-Empfänger zur "Abrundung" des Leistungsumfanges sind keine Seltenheit mehr. Mit dem HTC Athena (als MDA Ameo und Advantage X7500 auf dem Markt) wurde der erste Versuch gestartet, ein allumfassendes Gerät zu schaffen. Ein 5 Zoll-Display, eine nutzbare Tastatur, eine Festplatte, etc., Leistungsdaten, die eher an ein Notebook erinnern als an einen PDA. Auf der anderen Seite sind viele Stimmen zu vernehmen, die auf Grund dieser Leistungsvielfalt und der daraus resultierenden Größe die Frage stellen, warum man dann nicht gleich ein Notebook verwenden solle.

Dies wäre praktisch unsinnig, hätte Microsoft mit dem Origami-Projekt nicht die Kategorie der UMPCs, der Ultramobile PCs, eingeführt. Das Samsung Ceego Q1 als Pionier und der kommenden HTC Shift sind nur zwei Vertreter dieser neuen, zwischen PDA und PC stehenden "Gattung".
In meinem Test des Q1 bin ich zu dem Schluss gekommen, dass hier besonders die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Wahl eines UMPCs vor einem Notebook zum tragen kommt: ein UMPC hat genau wie ein "echtes Notebook" ein Windows-Betriebssystem wie XP oder Vista, allerdings ein deutlich kleineres Display (7 Zoll) und eine entsprechende geringe Displayauflösung von 800*480 im Standard. Nur wenig größer ist da beispielsweise die TX-Serie von Sony, die allerdings eine deutlich höhere Auflösung bietet.
Leider nur in den USA veröffentlicht bilden die Geräte von OQO ziemlich exakt die Mitte aller Ansprüche:
Mit seinem 5-Zoll Display ist das OQO Model 02 fast exakt so groß wie der HTC Athena, allerdings auch mit dem Standardakku knapp doppelt so dick. Dafür können seine Leistungsdaten sich aber auch sehen lassen: 1,5 GHz Transmeta-Prozessor, 1GB RAM, 60GB Festplatte, WLAN 802.11a/b/g, Bluetooth 2.0, über ein beiliegendes Adapter LAN und VGA-Ausgang, wahlweise Windows Vista (Business oder Ultimate) oder XP (Pro oder Tablet Edition). Letztere Betriebssystem-Wahl zeigt schon, dass der OQO auch stiftbedienbar ist, allerdings hat er kein Touchscreen (wie die meisten UMPCs und alle PDAs), sondern kann über einen speziellen Transponder-Stift (der bei allen Modellen außer der Tablet-Variante optional ist) bedient werden.

Wer sich diesen Luxus nicht leisten möchte (angekündigt ist die Lieferbarkeit für September 2007), der kann sich auch ohne Stift komfortabel behelfen: zwischen der alphanumerischen Tastatur und der Nummerntastatur befindet sich ein Trackstick (ein kleiner "Joystick", mit dem der Mauszeiger bedient wird, allgemein recht bekannt von den IBM/Lenovo Thinkpads). Auf der linken Seite der Tastatur sind die linke und rechte Maustaste untereinander angeordnet. Nach relativ kurzer Zeit bedient man den OQO so wie ein normales Notebook. Wem das nicht reicht, der kann an die integrierte USB-Schnittstelle eine Maus oder Tastatur anschließen und vollkommen autark von allen integrierten Eingabemethoden arbeiten.
OQO liefert englische Betriebssysteme und englische Tastaturen aus. Während man das erstere noch durch die Installation eines deutschen XP oder Vista "in den Griff bekommt", so bleibt bei der Tastatur nur die Umgewöhnung. Dem PDA-Benutzer wird diese leicht fallen, sind doch die integrierten Tastaturen der diversen Modelle auch nicht mit einer Standardtastatur vergleichbar und so gewöhnungsbedürftig. Allerdings muss man sich für die Verwendung von Umlauten dann der Softtastatur auf dem Bildschirm bedienen.

Die Installation eines deutschen Vista gestaltete sich nicht wirklich einfach: der erste Gedanke, einfach eine Neuinstallation eines deutschen Vista Ultimate durchzuführen und dann die auf der OQO-Webseite herunterladbaren Systemtools nachzuinstallieren, scheiterte an der Absturzwilligkeit des OQO System Managers. Dieses kleine Tool steuert die Systemtasten (Wireless Manager, Anpassen von Lautstärke und Displayhelligkeit, Displaydrehung, etc.) und wollte beim deutschen Vista Ultimate partout nicht funktionieren, sondern wurde mit lakonischer Fehlermeldung immer wieder beendet. Auch die Reinstallation des englischen Vista Business und das Update auf das englische Ultimate führte zum selben Fehler. Einzig die Installation eines deutschen Vista Business und nachfolgende Installation aller Systemtools führte zum dauerhaften Erfolg. Sonderbar, da das OQO Model 02 auch in einer Vista Ultimate-Version erhältlich ist und kaum vorstellbar ist, dass dieses andere Hardware/andere Versionen der Systemprogramme verwenden sollte...

In der täglichen Arbeit ist das OQO Model 02 eine wahre Wonne. Das Display ist unter allen Beleuchtungsbedingungen Hervorragend lesbar und extrem scharf. Wem die Auflösung von 800*480 nicht reicht, der drückt auf der Tastatur eben die ZoomOut-Taste, und schon interpoliert das Display eine Auflösung von 1024*700, und das in einer Qualität, die ich noch nicht gesehen habe. Nur bei ganz kleinen Schriften sieht man, dass in dieser virtuellen Auflösung Bildpunkte zusammengefasst werden. Das Surfen im Internet ist spätestens mit dieser Auflösung (aber auch schon mit der nativen) sinnvoll und komfortabel.

Verbesserungswürdig ist der Akku: Auch wenn OQO damit wirbt, 2-3 Stunden Laufzeit zu erreichen (und in diversen Marketingvideos 2 Stunden als der geringste bisher erreichte Wert genannt wird) hält er im normalen Betrieb mit halber Displayhelligkeit, Bluetooth und WLAN eingeschaltet knappe anderthalb Stunden. Das ist beileibe kein schlechter Wert, bedenkt man die geringe Größe des Geräts und damit auch die geringe Größe des Akkus. Mit der "Double Capacity Battery" soll die Laufzeit auf 4 bis 6 Stunden steigen, zu erwarten sind damit also um die 3 Stunden in der Praxis. Das ist immer noch nicht richtig überzeugend, aber zumindest bewegt es sich damit in den Bereichen eines normalen Notebooks.
Die Performance der Transmeta-Prozessoren ist immer ein kritischer Faktor. Wer sich an den ersten weit verbreiteten Tablet PC, den Compaq/HP TC1000 erinnert, der denkt schnell an die Frustrationen, die die Benutzer ereilten, wenn sie nur durch die Menüs rollen wollten. Beim OQO Model 02 ist dies deutlich performanter, auch wenn man nicht erwarten darf, bei einem 1.5 GHz-Prozessor nun eine Multmediamaschine sein Eigen zu nennen. Wer beispielsweise unterwegs MP3s hören möchte, der sollte fein mit den Energieoptionen spielen, um kein Ruckeln und keine Aussetzer zu erleben: Die Prozessorgeschwindigkeit sollte dazu tunlichst auf 100% stehen! Für Office- und Messaging-Anwendungen aber reicht der Prozessor auch im Energiesparmodus aus, und mit der entsprechenden Prozessoreinstellung ist eben auch das Hören von MP3s und das Anschauen von Live-TV mittels einer Slingbox kein Problem.

Preis:

ab ca. EUR 1500,- hier

Fazit:

Ist das OQO Model 02 nun seinen Preis wert? Aus meiner Sicht in jedem Fall. Meine bisherigen Erfahrungen mit UMPCs waren eher verhalten begeistert, vor allem wegen dem geringen Größenunterschied zu einem Subnotebook bei gleichzeitig eingeschränktem Nutzungsgrad. Beim OQO ertappe ich mich mehr und mehr, dass ich mein Subnotebook liegen lasse und per UMPC surfe und Mails beantworte, einfach, weil das Gerät handlicher ist. Unterwegs per Bluetooth eine Internet-Verbindung aufzubauen und per VPN-Verbindung das Outlook vom Exchange-Server aktualisieren zu lassen ist fast so einfach, wie mit einem Pocket PC per Datenverbindung zu synchronisieren, und damit ist auch die Kombination eines Windows Smartphones oder Pocket PCs mit Telefon mit dem OQO unterwegs eine Alternative, die deutlich bequemer ist als die Mitnahme eines Notebooks... diesmal aber nahezu ohne Funktionseinbussen. Sicher ist der Preis von ca. EUR 1600,- heftig, zumal noch eine Lizenz für eine deutsche Betriebssystemversion dazu kommt, wenn man nicht auf dem englischen arbeiten möchte. Der Gegenwert in Form von Mobilität allerdings ist immens, und wer dies braucht, der sollte mit der Anschaffung nicht zögern.

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